Der Reifen wird grün
- Komparto
- 12. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Wie Nachhaltigkeit den Weg auf die Straße findet.

Die Mobilitätswende ist in vollem Gange. Während Elektroantriebe, alternative Kraftstoffe und neue Mobilitätskonzepte die Schlagzeilen dominieren, gerät ein unscheinbares, aber zentrales Element zunehmend in den Fokus: der Reifen. Längst ist klar, dass auch Reifen einen erheblichen Anteil an CO₂-Emissionen, Ressourcenverbrauch und Mikroplastik verursachen. Doch in der Branche tut sich etwas – der Reifen wird grün.
Jahrelang war der klassische Reifen ein Produkt aus Erdöl, Ruß und synthetischen Bestandteilen. Für die Umwelt bedeutete das einen gewaltigen Fußabdruck. Doch jetzt setzen führende Hersteller wie Michelin, Continental, Bridgestone oder Pirelli auf Innovationen, die nachhaltigere Materialien, effizientere Fertigungsprozesse und eine echte Kreislaufwirtschaft ermöglichen sollen.
Ein Schlüsselelement dieser Entwicklung ist der Einsatz alternativer Rohstoffe. Statt fossiler Ausgangsstoffe kommen zunehmend natürliche Materialien zum Einsatz – etwa Kautschuk aus Löwenzahn oder Sojaöl. Auch recycelte Kunststoffe, beispielsweise aus Verpackungsabfällen oder Styropor, finden ihren Weg in die Gummimischungen. Damit nicht genug: Selbst Altreifen werden zerlegt, aufbereitet und wiederverwertet. Besonders durch Runderneuerung können so Ressourcen gespart und der CO₂-Ausstoß deutlich gesenkt werden.
Doch grüne Reifen entstehen nicht nur durch neue Materialien, sondern auch durch einen bewussteren Umgang mit Energie und Ressourcen bei der Produktion. Digitale Entwicklungsprozesse, computergestützte Simulationen und künstliche Intelligenz helfen dabei, Testfahrten zu minimieren und den Materialverbrauch zu senken. Der gesamte Entwicklungsprozess wird dadurch nachhaltiger, ohne dass Sicherheit oder Leistung darunter leiden müssen.
Die Hersteller verfolgen dabei ambitionierte Ziele. Continental plant, bis 2030 einen Anteil von über 40 Prozent an nachwachsenden oder recycelten Materialien zu erreichen – bis 2050 sollen Reifen sogar vollständig aus nachhaltigen Rohstoffen bestehen. Michelin geht einen ähnlichen Weg und will bereits bis Mitte des Jahrhunderts Reifen anbieten, die komplett biologisch oder recycelt sind. Dabei kommen auch ungewöhnliche Quellen ins Spiel: ausgediente Getränkedosen, Kunststoffverpackungen und sogar benutzte Speiseöle.
Natürlich stehen diese Fortschritte vor Herausforderungen. Der Materialmix moderner Reifen ist äußerst komplex, und jede Veränderung darf die Fahreigenschaften, Sicherheit oder Lebensdauer nicht beeinträchtigen. Auch das Problem des Reifenabriebs bleibt bestehen – weltweit entstehen dadurch jährlich Millionen Tonnen Mikroplastik. Nachhaltige Reifen müssen also nicht nur grün produziert, sondern auch umweltfreundlich im Gebrauch sein.
Trotzdem zeigt die Entwicklung eine klare Richtung: Der Reifen der Zukunft wird nicht nur rollen, sondern Verantwortung tragen. Für uns als Verbraucher bedeutet das, dass wir künftig nicht nur auf Preis, Laufleistung oder Marke achten können, sondern auch auf die ökologische Bilanz. Die ersten grünen Reifenmodelle sind bereits auf dem Markt – und was heute noch nach Nische klingt, wird bald zum Standard gehören.